Grammatik der bairischen Sprache

Mit unseren eigenen sprachlichen Regeln und Gesetzmäßigkeiten stechen wir aus der als Kompromiss entstandenen deutschen Sprache heraus. Wir sind „Anders“ und erkennen dies auch an. Wer aus der deutschen in die bairische Sprache kommt, ist sprachlich ein Um- oder Aussteiger. Vieles ist verändert, ungewohnt. Und doch hat gerade das Ungewohnte, das Andere seinen besonderen Reiz.

Die wichtigsten grammatikalischen Unterschiede zum Deutschen

Kein Genitiv

Der Genitiv (2./Wes-Fall) findet im Bairischen keine Verwendung. Statt das Auto des Vaters, Lisas Laden sagen wir am Vater sei Auto, da Lisa ihra Ladn.

Imperfekt ebensowenig vorhanden

Ebenso fehlt hier die erste Vergangenheit, das Imperfekt. Im Bairischen gibt es kein ich dachte, er ging und sie fuhr. Stattdessen sagen wir I hob denkt, er is ganga und sie is gfahrn.

Geschlechter von Substantiven

Weiblich, männlich oder sächlich?

Erwähnenswert sind auch die vielen Genuswechsel. Während man im Deutschen die Butter, die Eins und der Teller sagt, werden diese im Bairischen zu der Butter, der Einser und das Teller.

Eine weitere Eigenart, vor allem in der Schreibweise: da wir so schreiben, wie wir es sprechen, lassen wir nichts weg. Folglich ist auch jedes Apostroph/Auslassungszeichen unsinnig.

Genaue Beschreibungen der Bairischen Grammatik und all ihrer Eigenheiten finden Sie unter anderem im Buch Bairische Grammatik von Ludwig Merkle*.

Präpositionen im Bairischen

Hoch oder tief, rauf oder nunter

Eine ganz spezielle Eigenart des Bairischen ist der Umgang mit dem Wort hoch. Im Gegensatz zum nördlichen Deutschland verwenden wir dieses Wort
nur in seiner ursprünglichen Form als Adjektiv.
Wie ist etwas? Hoch. Der Baum, das Haus, der Turm sind hoch.

Hoch gehen können wir hier nicht. Denn dann würden wir aus dem Adjektiv ein Adverb machen.
Wir gehen entweder hinauf oder heraus, je nach Blickpunkt des Betrachters.

Wann heißt es auffa und wann owa?

Gehe ich zu jemandem nach oben, dann gehe ich hinauf (nauf) oder aufhin (auffi/auffe)
Stehe ich oben, kommt der andere zum mir herauf (rauf) oder aufher (auffa)

Stehe ich unten, geht jemand zu mir herab, (auch abher = owa) oder herunter (runter).
Stehe ich oben, gehe ich zum dem anderen hinab (auch abhin = owi/owe) oder hinunter (nunter).

Ebenso verhält es sich mit hinüber/herüber und vielen anderen Ortswechselbezeichnungen. Das ist übrigens nicht nur in Bayern so. Fast jeder Dialekt macht in der Sprache den Unterschied des Standortes. Nur der Kompromiss aus dem 19. Jahrhundert, die Schriftsprache kennt diese Unterschiede leider nicht mehr.

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